PSSM beim Pferd

PSSM beim Pferd ist keine Modeerscheinung, sondern eine genetische bedingte Erkrankung der Muskulatur. Mit der richtigen Fütterung und einem durchdachten Bewegungsplan kann das Pferd aber oftmals nahezu symptomfrei leben.

PSSM beim Pferd

PSSM beim Pferd wird gelegentlich als Modekrankheit bezeichnet, ist dies aber ganz und gar nicht. Mittlerweile wird sogar vermutet, dass Pferde, die im Zuge der Industrialisierung Schwerstarbeit leisteten, an PSSM erkrankt waren – und nicht an Kreuzverschlag, wie vielfach diagnostiziert. Die traditionelle Fütterung mit Zuckerrübenschnitzel war gut gemeint, bewirkte aber genau das Gegenteil.

 

PSSM ist eine genetisch bedingte Muskelerkrankung, die je nach Form mit verschiedenen Symptomen einhergeht. PSSM beim Pferd ist nicht heilbar, aber gut zu therapieren.

 

Bei PSSM1 handelt es sich um eine einzelne Erkrankung, bei der eine genetische Mutation für eine fehlerhafte Zuckereinlagerung sorgt. Ein Ausbruch der Krankheit ist nicht zwingend. PSSM2 hingegen beschreibt eine Reihe verschiedener Muskelerkrankungen, bei der die Ursache in einem Defekt in der Muskelstruktur liegt. Werden Fütterung und Haltung angepasst, kann das Pferd in beiden Fällen dennoch ein weitgehend normales Leben führen.

Erste-Hilfe-Tipps


  • Akuter Schub: Bei einem akuten Schub muss das Pferd umgehend tierärztlich versorgt werden.
  • Box: Achte auf eine dick eingestreute, ausreichend große Box, falls das Pferd stürzt.
  • Ruhig und warm halten: Decke das Pferd ein und halte es warm. Achte darauf, das Tier so wenig wie möglich zu bewegen.
  • Angepasste Fütterung: Wichtig für das Wohlbefinden und die Gesundheit ist eine angepasste Fütterung.

Was ist PSSM beim Pferd?

PSSM ist ein Oberbegriff für verschiedene Formen von Muskelerkrankungen. Die Abkürzung steht für Polysaccharid-Speichermyopathie und beschreibt das Auftreten von Muskelschwund, Muskelschmerzen und damit in Verbindung stehende Einschränkungen des Gangbildes. PSSM Typ 1 steht für eine Speichermyopathie im eigentlichen Sinne, andere Formen werden unter der Abkürzung PSSM2 zusammengefasst. PSSM2 beschreibt keine Speichermyopathie, sondern unterschiedliche Muskelstörungen. Sowohl PSSM1 als auch PSSM2 weisen eine gemeinsame Symptomatik auf, auf die die Fütterung einen entscheidenden Einfluss besitzt.

 

PSSM1 ist eine genetisch bedingte Muskelerkrankung, die vorrangig Quarter Horses und andere Warmblutrassen wie Appaloosas, Haflinger und Ponys betrifft, aber auch Kaltblutrassen. Ursache der Erkrankung ist eine Mutation im Gen GYS1, das für die Codierung eines Enzyms verantwortlich ist und im Muskel Zucker in Glykogen umwandelt. Die Vererbung erfolgt autosomal-dominant. Ist ein Pferd Träger dieser Mutation, bedeutet dies nicht zwangsläufig, dass es an PSSM1 erkrankt. Befinden sich Fütterung und Bewegung im Gleichgewicht, bricht PSSM in der Regel nicht aus. Doch wird dieses empfindliche Gleichgewicht durch eine falsche Fütterung oder zu wenig Bewegung gestört, können Symptome sichtbar werden. Speziell die Gabe von leicht verdaulichen Kohlenhydraten begünstigt PSSM1.

 

An PSSM2 hingegen kann jedes Pferd erkranken. Die Ursachen sind bislang nicht abschließend geklärt, allerdings bestehen bei guter Haltung und Fütterung auch gute Chancen auf ein „normales“ Leben. Ein Pferd kann zudem zeitgleich an PSSM1 und PSSM2 erkranken.

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Die Symptome von PSSM1 beim Pferd

PSSM1 äußert sich in Symptomen wie steifer Muskulatur, einem klemmigen Gangbild und starkem Schwitzen. In extremen Fällen kann dies bis zur Bewegungsunfähigkeit führen und ist einem Kreuzverschlag ähnlich. Zwar sind hauptsächlich Westernpferde- und Kaltblutrassen betroffen, prinzipiell können aber alle Rassen daran erkranken.

 

Zu Beginn leiden die Pferde unter immer wiederkehrenden Lahmheiten, zeigen Taktunreinheiten. Das Tier wird zunehmend steif und träge, es schwitzt schnell und ist schon nach kurzer Zeit erschöpft. Häufig werden die Symptome mit Koliken verwechselt. Bei weiterer Bewegung kommt es zu Muskelzittern, das Pferd nimmt bei hochgezogenem Bauch eine sägebockartige Stellung ein. Ähnlich wie beim Kreuzverschlag sind die Muskeln der Hinterhand verhärtet, das Pferd setzt dunklen Harn ab. Das Freiwerden von Myoglobin kann zu einer massiven Schädigung der Nieren führen, die verhärteten Muskeln üben Druck auf Gefäße und Nerven aus und schädigen diese ebenfalls.

 

Wird die Erkrankung nicht korrekt diagnostiziert, füttert der Besitzer aus Sorge um sein Pferd häufig mehr und mehr Kraftfutter – was zu einer massiven Verschlechterung des Gesundheitszustandes führt. Die Bewegungsunlust verstärkt sich, das Tier baut zunehmend im Bereich des Rückens und der Kruppe ab.

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Was ist PSSM2 beim Pferd?

PSSM2 ist ein Sammelbegriff für unterschiedliche Varianten equiner Myopathien. Als Ursache gelten veränderte Gene, die entweder die myofibrilläre Myopathie, die Recurrent Exertional Rhabdomyolysis (RER) oder die Kollagen-VI-Muskeldystrophie hervorrufen. Diese Erkrankungen können alle Pferderassen, betreffen. PSSM2 tritt vorwiegend dann auf, wenn Pferde mehr Protein verbrauchen, als sie über das Futter aufnehmen. Dies geschieht etwa bei großem Stress, Erkrankungen oder Verletzungen. Die Zelle wird dabei zerstört und vom Körper abgebaut. Muskelschmerzen und Muskelschwund sind die Folge, die Nieren werden hochgradig belastet.

 

Bei der Erkrankung schreitet der Muskelabbau voran, der durch einen fehlerhaften Aufbau von Strukturproteinen in den Muskelzellen verursacht wird. Der Kohlenhydratstoffwechsel ist nicht gestört. Die Bausteine der Muskelzellen können nicht mehr richtig hergestellt werden und führen dadurch zu einer Schwächung des Muskels. Der Organismus ist kontinuierlich damit beschäftigt, den Muskel zu versorgen, und hat deshalb einen hohen Bedarf an Protein.

 

Bei optimalen Haltungs- und Fütterungsbedingungen zeigt das Pferd keine oder nur milde Symptome, die in der Regel – wenn überhaupt – erst zwischen dem siebten und zehnten Lebensjahr des Pferdes auftreten.

Die Symptome von PSSM2

Eine verspannte Muskulatur, Muskelabbau oder Kreuzverschlag sind charakteristische Anzeichen für PSSM2. Andere Pferde entwickeln eine Ataxie, die Tiere sind weniger leistungsbereit und nicht mehr kraftvoll und ausdauernd, obwohl sie dies zuvor waren. Seltener tauchen außerdem Probleme des Magen-Darm-Trakts in Form von Koliken oder vergrößerten Mägen auf.

 

Häufig lassen sich Widersetzlichkeiten während des Reitens und im Umgang beobachten. Das Gangbild wirkt unkoordiniert bei steifer Hinterhand mit wenig Raumgriff. Eine fortgeschrittene PSSM2 macht sich insbesondere durch Muskelschwund im Rücken, der Schulter und Hinterhand bemerkbar. Ebenfalls typisch sind Dellen in der Muskulatur, die Trittverletzungen ähneln.

 

Eine Variante von PSSM2 kommt hauptsächlich bei Vollblütern, Arabern, Halbblütern und hoch im Blut stehenden Warmblütern vor. Die sogenannte Variante Px verursacht das Recurrent Exertional Rhabdomyolysis, einen wiederkehrenden belastungsbedingten Verschlag. Bei Belastung und Stress treten die Symptome oft schubweise auf. Typisch bei dieser Variante sind Bewegungsunlust, Verspannungen, dunkler Harn, Muskelzittern sowie eine hohe Nervosität. Forscher gehen davon aus, dass eine Störung des kalziumabhängigen Mechanismus, der die Muskelkontraktion und -entspannung reguliert, dafür verantwortlich ist.

Die Diagnose von PSSM beim Pferd

Besteht der Verdacht auf PSSM1, kann der Tierarzt im Rahmen eines Gentests abklären, ob dein Pferd Träger des mutierten Gens ist. Das Ergebnis wird durch eine Haar- oder Blutprobe ermittelt. Im Falle eines akuten Schubs werden die Muskelenzymwerte Creatinkinase (CK) und Aspartattransaminase (AST) im Blut ermittelt. Bei Pferden mit PSSM1 liegen oft schon im Ruhezustand erhöhte Werte vor, nach nur leichter Bewegung erhöhen sich die Werte um ein Vielfaches im Vergleich zum Normalwert. Will der Tierarzt sichergehen, entnimmt er dem sedierten Pferd eine Gewebeprobe und lässt sie im Labor untersuchen. PSSM1 kann so gegenüber anderen Muskelerkrankungen abgegrenzt werden.

 

PSSM2 kann ebenfalls mithilfe eines Gentests diagnostiziert werden. Besonders bei Tieren mit auffallendem Muskelabbau und Lahmheiten ist der Test sinnvoll. Er kann zudem bereits vor dem Auftreten einer Lahmheit durchgeführt werden. Allerdings bestehen teils gegenteilige Meinungen hinsichtlich der Zuverlässigkeit des Tests. Muskelbiopsien bergen wiederum den Nachteil, dass sie nur während der akuten Phase, also während eines Schubs, aussagekräftig sind. Lass dich hierbei von deinem Tierarzt beraten, der den individuellen Fall deines Pferdes am besten einschätzen kann.

Die Therapie von PSSM beim Pferd

Pferde mit PSSM sind reitbar. Für Pferde mit PSSM ohne Symptome ist ein regelmäßiges Training sogar dringend notwendig, um die übermäßige Einlagerung von Glykogen zu vermeiden. Ein gutes Training trägt maßgeblich zum Wohlbefinden und der Gesundheit eines Pferdes mit PSSM bei. Wichtig ist eine ausreichend lange Schrittphase zu Beginn des Trainings, um die Muskeln aufzuwärmen. Gestalte das Training abwechslungsreich, vermeide „Kaltstarts“ und eine Überlastung. Orientiere dich an der Skala der Ausbildung und leg viel Wert auf eine korrekte Gymnastizierung. Aufrichtung und Versammlung fallen solchen Pferden oft schwerer. Führe dein Tier daher langsam und systematisch an solche Lektionen heran und halte Aufrichtung und Versammlung nicht zu lange durch. Konsequentes Vorwärts-abwärts-Reiten entspannt und ist gut für die Rückenmuskulatur.

 

Neben einem durchdachten Trainingsplan spielt die Fütterung eine elementare Rolle für das Wohlbefinden eines PSSM-Pferdes. Eine medizinische Therapie im eigentlichen Sinne ist nicht möglich, denn PSSM ist aufgrund seiner genetischen Disposition nicht heilbar. Bei optimaler Fütterung und Haltung haben die Pferde dennoch keine eingeschränkte Lebenserwartung. PSSM ist kein Grund, das Pferd einschläfern zu lassen.

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PSSM beim Pferd – die richtige Fütterung

Bei Pferden mit PSSM1 ist eine lebenslange Diät entscheidend für die weitere Gesundheit. Vermeide unbedingt leicht verfügbaren Zucker sowie Stärke. Wie bei fast allen Erkrankungen des Pferdes spielt die Gabe von ausreichend hochwertigem Heu eine Schlüsselrolle. Heulage und Silage solltest du wegen des pH-Werts vermeiden. Ebenso ungeeignet sind Äpfel, Karotten oder Leckerlis. Kraftfutter solltest du nur füttern, wenn das Pferd gearbeitet wird und zusätzliche Energie benötigt. Über drei bis vier Mahlzeiten am Tag, verteilt in kleinen Portionen, belasten sie den Organismus nicht so stark, weil dadurch der Blutzuckerspiegel langsamer ansteigt. Die Fütterung von Heu vor dem Kraftfutter ist obligat, um den Blutzuckerspiegel besser zu regulieren. Statt stärkehaltigem Getreide kannst du deinem Pferd Pflanzenöle verabreichen, die ebenfalls Energie zur Verfügung stellen. Dafür eignen sich am besten Sonnenblumen- und Maiskeimöl. Leinöl wirkt durch den hohen Gehalt an Omega-3-Fettsäuren zusätzlich entzündungshemmend. Der Weidegang sollte bei PSSM-Pferden signifikant reduziert oder gar vollständig gestrichen werden. Gerade das junge Gras weist hohe Gehalte an Zucker auf und forciert die fehlerhafte Einlagerung von Glykogen in der Muskulatur.

 

Der Bedarf an Protein kann besonders unter Belastung und bei Stress bis zu sechsmal höher sein als bei gesunden Tieren. Hierfür eignet sich Futter mit hohem Protein- und Fettanteil. Eine zusätzliche Ergänzung durch die essenziellen Aminosäuren Lysin und Methionin unterstützt die Muskelfunktionen. Außerdem wichtig sind die folgenden Nährstoffe:

 

 

  • Vitamin E, Magnesium und Mangan: Für die volle Funktionalität des Muskelgewebes unentbehrlich, unterstützen die Zellregeneration und wirken antioxidativ.
  • Selen: Schützt die Zellmembran und bindet freie Radikale. Gleichzeitig sorgt es für eine Lockerung der Muskulatur.
  • Vitamin C: Stress in Verbindung mit PSSM kann zu einem Mangel an Vitamin C führen.
  • Vitamin B: Wirkt sich positiv auf die Nerven aus.
  • Elektrolyte: Verbessern die Durchblutung der Muskulatur.

Eine angepasste Fütterung, bei der auf die individuellen Bedürfnisse von Pferden mit PSSM1 oder PSSM2 eingegangen wird, kann zu einer deutlichen Besserung der Symptome führen. Als Lieferant von viel Vitamin C ist insbesondere Hagebutte bekannt. Sanddorn enthält neben Vitamin C auch die Vitamine E und B sowie Aminosäuren. Um die Entgiftungsorgane zu unterstützen, eignen sich Mariendistel, Artischocke, Brennnessel, Birkenblätter und Löwenzahn. Ginkgo besitzt antioxidative und durchblutungsfördernde Eigenschaften und trägt zur Erhaltung und zum Aufbau von Muskelgewebe bei.

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