Ataxie beim Pferd

Ataxie beim Pferd ist eine neurologische Erkrankung, die sich auf den Bewegungsapparat und die Mobilität des Pferdes auswirkt. Dabei sprechen die Gliedmaßen nur verzögert auf die Botschaften der Nervenzellen an.

Ataxie beim Pferd

Der Begriff „Ataxie“ stammt aus dem Griechischen und bezeichnet einen Symptomenkomplex, der sich in gestörten Bewegungsabläufen zeigt. Die Kommunikation zwischen Gliedmaßen und zentralem Nervensystem funktioniert dabei nur eingeschränkt. Eine Ataxie manifestiert sich in einem unsicheren, oft gar torkelnden Gang, Gleichgewichtsstörungen und unkontrollierten Bewegungen. Je nach Ausprägung kann die Erkrankung eine Gefahr für das Pferd und seine unmittelbare Umwelt darstellen.

 

Eine gesicherte Diagnose ist auch für erfahrene Tierärzte nicht leicht, insbesondere bei einer geringgradig ausgeprägten Ataxie. Ursache ist immer die degenerative oder entzündliche Veränderung von neuronalen Strukturen im Gehirn oder Rückenmark. Entstand die Ataxie durch Veränderungen an den Halswirbeln, wird sie als sekundäre Ataxie bezeichnet. Eine Therapie ist nicht immer erfolgreich, zudem kann sich die Ataxie weiter verschlechtern.

Erste-Hilfe-Tipps


  • Muskelaufbau: Gezielter Muskelaufbau durch Arbeit an der Hand und Longe ist entscheidend für den weiteren Verlauf einer Ataxie. Allerdings ist der Erfolg vom Schweregrad und Alter des Pferdes abhängig.
  • Vitamin B-Komplex: Vitamin B spielt für die Funktion der Nerven eine wichtige Rolle. Dazu gehören vornehmlich B1, B6 und B12.
  • Akupunktur: Akupunktur kann in manchen Fällen helfen, die Nervenbahnen zu stimulieren.

Ataxie beim Pferd

Ataxie beim Pferd ist eine Störung der Bewegungskoordination. Das Pferd ist dabei nicht mehr in der Lage, seine Bewegungen zu koordinieren. Der Bewegungsablauf ist unsicher und schwankend, die Bewegungen sind bisweilen unkontrolliert. Häufiges Stolpern ist eine weitere Begleiterscheinung. Inwieweit die Bewegungen gestört sind, hängt vom Schweregrad und der Form der Ataxie ab. Die Ursachen einer Ataxie sind vielfältig und können schwer zu diagnostizieren sein.

 

Eine schwache Ausprägung einer Ataxie kann schwierig zu erkennen sein, denn die Bewegungen sind lediglich schlaksig und schwungvoll. Allerdings deuten schlaksige Bewegungsabläufe nicht zwingend auf eine Ataxie beim Pferd hin, sondern können auch mit einem Wachstumsschub bei einem noch jungen Pferd zusammenhängen.

 

Eine Ataxie kann alle vier Gliedmaßen betreffen, aber auch nur die Hinterhand oder nur die Vorhand. Dabei erhält das Pferd von seinen Beinen nur begrenztes Feedback, wo sich diese befinden.

 

Grundsätzlich ist eine Ataxie nicht erblich, denn sie entsteht durch massive Infektionen, Unfälle oder andere, angeeignete Ursachen. Daher kann eine Ataxie auch nicht an Nachkommen weitergegeben werden. Dennoch solltest du von der Zucht mit erkrankten Pferden absehen. Eine Form der Ataxie, die sogenannte Kleinhirnataxie, ist allerdings erblich. Sie betrifft vorrangig Araber und Oldenburger. Eine Zucht mit erkrankten Tieren sollte auch hier grundsätzlich vermieden werden, um eine weitere Verbreitung der Krankheit einzuschränken.

testimonial-teaser-Vorher_Nachher-1Hope

Über 800

Kundenberichte

Zu allen Krankheiten und Problemen.

Die verschiedenen Formen der Ataxie beim Pferd

Ataxie kann zwar verschiedene Ursachen haben, in der Regel äußert sie sich aber in Form eines bestimmten Symptomenkomplexes. Drei verschiedene Formen treten hauptsächlich auf:

 

  • spinale Ataxie
  • zerebrale Ataxie
  • zerebelläre Ataxie

Die spinale Ataxie tritt am häufigsten auf und betrifft das Rückenmark. Dabei liegt eine Schädigung der Nervenbahnen im Rückenmark aufgrund von Verletzungen des Wirbelkanals, Knochenbrüche oder Veränderungen an der Wirbelsäule vor.

 

Von einem „Wobbler-Pferd“ wird gesprochen, wenn die Einengung des Wirbelkanals von Geburt an besteht. Dadurch entstehen degenerative und entzündliche Veränderungen, die bereits bei jungen Pferden auftreten können und zu Auffälligkeiten in den Bewegungsabläufen führen.

 

Die zerebrale Ataxie entsteht durch Traumata des Schädels, Hirntumore oder schwere Infektionen. Außerdem zählen Vergiftungen oder ein massiver Parasitenbefall zu den weiteren Auslösern. Dabei wird das Groß-, Mittel- oder Zwischenhirn des Pferdes angegriffen.

 

Schädigen schwere Infektionen, Vergiftungen, Traumata oder Parasiten das Kleinhirn, kann dies zur sogenannten zerebellären Ataxie führen. Die Symptome sind bei allen Formen der Ataxie ähnlich, jedoch sind die Störungen bei der zerebellären und der zerebralen Ataxie sowohl in der Bewegung als auch im Stand zu erkennen. Bei der spinalen Ataxie ist dies nicht der Fall.

Die Ursachen einer Ataxie beim Pferd

Das zentrale Nervensystem des Pferdes besteht aus Gehirn und Rückenmark. Reize werden dadurch innerhalb des Körpers weitergeleitet und Bewegungen über die Nervenbahnen des Pferdes koordiniert. Wird das ZNS beschädigt, sind Störungen des Bewegungsablaufs die Folge. Neben Infekten, Parasitenbefall, Vergiftungen oder Traumata können auch andere Faktoren der Auslöser sein. Dazu zählen:

 

  • degenerative Erkrankungen wie Arthrose im Bereich der Halswirbelsäule
  • neoplastische Umfangsvermehrung wie ein Tumor im Gehirn oder Rückenmark
  • entwicklungsbedingte Erkrankung wie das Wobbler-Syndrom
  • starker Nährstoffmangel
  • Stoffwechselerkrankung
  • erbliche Erkrankung

Die Diagnose einer Ataxie beim Pferd

Eine gesicherte Diagnose einer Ataxie ist schwierig, insbesondere bei einer milden Ausprägung der Ataxie. Neurologische Tests im Rahmen einer klinischen Untersuchung bilden die Grundlage. Bestimmte Tests sind dabei besonders aussagekräftig:

 

  • Bewegung auf einem sehr engen Zirkel: Pferde mit Ataxie brechen mit der Hinterhand stark aus.
  • Rückwärtsrichten: Pferde mit Ataxie lassen sich in vielen Fällen nicht rückwärtsrichten.
  • Anhalten aus dem Schritt oder Trab: Die Pferde nehmen beim Halten meist eine breite Stellung mit der Hinterhand ein und korrigieren diese auch nicht.
  • Bergauf und bergab: Ein wechselnder Untergrund ist für Pferde mit Ataxie schwer zu bewältigen.

Um eine verbindliche Diagnose zu ermitteln, wäre häufig der Einsatz einer Vollnarkose notwendig. Allerdings ist dies bei Pferden mit Ataxie unter anderem wegen der fehlenden Koordination während des Aufwachprozesses gefährlich. Eine Spinalkanalstenose kann etwa durch die Gabe eines Kontrastmittels diagnostiziert werden. Grundsätzlich sind Erkrankungen bei Pferden, die mit dem zentralen Nervensystem zusammenhängen, schwierig zu diagnostizieren.

 

Der Schweregrad der Ataxie ist Teil der diagnostischen Einordnung durch den Tierarzt. Die Therapie und der Therapieerfolg sind auch von der Ausprägung abhängig. Die Schweregrade sind:

 

  • 0: gesundes Pferd
  • 1: neurologische Defizite, die durch spezifische Tests zutage treten
  • 2: Pferd zeigt bereits im Schritt auf der Geraden Auffälligkeiten
  • 3: Pferd zeigt im Schritt auf der Geraden deutliche Defizite, die auch vom Laien erkennbar sind
  • 4: Pferd stolpert und schwankt stark
  • 5: Pferd kann nicht mehr allein aufstehen

Erfahrungsberichte mit

gladiator-plus-logo

findest du hier.

Die Behandlung einer Ataxie beim Pferd

Der Therapieerfolg ist abhängig vom Schweregrad der Ataxie. Manche Formen können durchaus therapiert werden. Ob das Pferd im Anschluss wieder als Reitpferd dienen kann oder als Rentner auf die Weide entlassen wird, hängt von der Ursache und Diagnose ab.

 

Ist die Ataxie durch eine Infektion wie Borreliose oder Parasiten entstanden, muss dies mithilfe von Antibiotika primär therapiert werden. Vergiftungen werden meist symptomatisch behandelt, die oft per Infusion verabreichte Kochsalzlösung spült die Giftstoffe aus dem Körper. Arthrosen, die durch Traumata hervorgerufen wurden, behandelt der Tierarzt in der Regel gezielt mit Cortison und Hyaluronsäure. Leidet das Pferd am Wobbler-Syndrom, können die Halswirbel im Rahmen einer Operation versteift werden und so zur Stabilisierung beitragen.

 

Vergleichsweise einfach ist die Therapie im Falle eines akuten Nährstoffmangels. Anhand der Ergebnisse einer Blutuntersuchung kannst du durch gezieltes Füttern von Nahrungsergänzungsmitteln die Defizite beheben. In manchen Fällen verbessern Akupunktur-Sitzungen das Krankheitsbild. Hierfür solltest du einen in der Pferdeakupunktur erfahrenen Fachmann konsultieren.

 

Weil Verletzungen oder Traumata im Rückenmark sowie im Groß- oder Kleinhirn zumeist irreversibel sind, ist die Ataxie in diesen Fällen in der Regel nur bedingt therapierbar. Für ein erfolgreiches Therapiekonzept ist daher eine gesicherte Diagnose umso bedeutsamer.

 

Taumelt das Pferd plötzlich und zeigt akute Symptome, können auch andere Ursachen zugrunde liegen. Abschwellende und entzündungshemmende Medikamente wie Glucocorticoide lindern solche Beschwerden.

Ataxie beim Pferd: Kann die Erkrankung geheilt werden?

Eine klassische Heilung einer Ataxie ist nicht möglich, denn Nervengewebe ist nur begrenzt zur Regeneration in der Lage. Operative Eingriffe wie die partielle Versteifung der Halswirbelsäule dienen lediglich der Vorbeugung weiterer Schäden, nicht aber der Heilung. Ob ein Pferd mit Ataxie wieder einsatzfähig wird, ist davon abhängig, unter welcher Form es leidet und wie schwer die Erkrankung ist. Eine Ataxie (vor allem, wenn die Ursache arthritischer Natur ist) kann für das Pferd mit Schmerzen und einer teils deutlichen Bewegungseinschränkung verbunden sein.

 

Tieren mit geringgradig ausgeprägter Ataxie hilft das Trainieren der Muskulatur an der Longe oder gezielte Bodenarbeit an der Hand. Auf diese Weise stärkst du wichtige Muskeln, und das Tier lernt, seinen Körper besser zu kontrollieren. Eine gut ausgebildete Muskulatur kann gewisse durch die Ataxie hervorgerufene Defizite ausgleichen und übernimmt eine Art „Stützfunktion“. Noch intakte Nervenfasern sind zudem in der Lage, die Aufgaben der beeinträchtigten Nervenfasern zu übernehmen und damit die Störungen teilweise zu kompensieren. Doch eine Heilung im eigentlichen Sinne ist nicht möglich, zumal die Verbesserung stark vom Ausmaß der Ataxie und dem Alter des Pferdes abhängig ist.

 

Vom Reiten solltest du bei einem Pferd mit Ataxie absehen. Zeigt eine Therapie keinen Erfolg, kann das Reiten gefährlich sein. Das Tier besitzt nur eine begrenzte Kontrolle über seine Bewegungsabläufe, zudem können sich die Beschwerden weiter verschlimmern. Auch eine Herdenhaltung solltest du genau abwägen und dein Pferd innerhalb der Herde im Blick behalten. Falls eine kleine Pferdegruppe infrage kommt, eignen sich ruhigere Artgenossen am besten.

 

Verschlechtert sich der Zustand des Pferdes trotz Behandlung und alternativer Therapieansätze, verbleibt die Euthanasie als letzte Möglichkeit. Das Einschläfern des Pferdes ist besonders dann in Betracht zu ziehen, wenn das Tier für sich und andere zur Gefahr wird. Dennoch: Therapien mit Akupunktur oder Akupressur können sich im Rahmen einer ganzheitlichen Behandlung als effektiv erweisen und sollten in jedem Fall in Erwägung gezogen werden.

Entdecke das Geheimnis

sorgenfreier Pferdebesitzer

Hole dir den kostenfreien Ratgeber.

96B57EBD-EFE9-43EB-9FFD-0B422C6DCC39

Die Fütterung von ataktischen Pferden

Bei neurologischen Schädigungen ist die Fütterung von B-Vitaminen wichtig. Zwar erhält das Pferd im Regelfall ausreichend B-Vitamine, bei einer Ataxie ist die Versorgung aber entscheidend für die optimale Unterstützung. Nährstoffmängel solltest du bei betroffenen Tieren in jedem Fall vermeiden.

Der Pferdekauf bei Pferden mit Ataxie

Steht bereits beim Kauf des Pferdes eine Ataxie fest, bleibt es natürlich dir überlassen, ob du dich für das Tier entscheidest. Wird die Ataxie nach dem Kauf festgestellt, ist der Rücktritt vom Kaufvertrag in der Regel nicht möglich, denn eine Ataxie zählt nicht zu den Gewährsmängeln. Eine bereits erfolgte Klage vor einem Landgericht wurde in diesem Fall zurückgewiesen. Gewährleistungsrechte aufgrund der Ataxie geltend zu machen, reichen meist nicht mehr aus. Wird die Ataxie im Zuge der Ankaufsuntersuchung festgestellt, muss der Verkäufer den potenziellen Käufer darüber unterrichten.

Der Umgang mit einem Pferd mit Ataxie

Grundsätzlich sollten nur erfahrene Personen mit betroffenen Pferden umgehen. Wichtig ist die regelmäßige Bewegung des Vierbeiners. Dabei kann es sich um ausgedehnte Spaziergänge, Arbeit an der Hand oder die vorsichtige Arbeit mit der Doppellonge handeln. Ist das Pferd noch jung, besteht je nach Ausprägung die Möglichkeit, dass die Defizite des zentralen Nervensystems zumindest teilweise durch eine ausgeprägte Muskulatur und benachbarte Nervenzellen übernommen werden. Auf das Reiten sollte dennoch verzichtet werden. Eine große Box, in der sich das Pferd gut bewegen kann, ist ebenfalls notwendig. Außerdem solltest du dem Tier täglichen Auslauf auf einem Sandpaddock oder einer Koppel ermöglichen.

Weitere interessante Themen
Magenschleimhautentzündung beim Pferd

Die Magenschleimhautentzündung beim Pferd kann zu schweren Magengeschwüren führen. Wichtig ist eine ganzheitliche Behandlung, die neben der medikamentösen Behandlung insbesondere die Beseitigung der Ursache vorsieht.

Weiterlesen
PSSM beim Pferd

PSSM beim Pferd ist keine Modeerscheinung, sondern eine genetische bedingte Erkrankung der Muskulatur. Mit der richtigen Fütterung und einem durchdachten Bewegungsplan kann das Pferd aber oftmals nahezu symptomfrei leben.

Weiterlesen
Wurmkur beim Pferd
Wurmkur beim Pferd

Wurmkuren beim Pferd sind notwendig, um die Gesundheit des Tieres aufrechtzuerhalten. Dabei können zwei verschiedene Konzepte verfolgt werden: die strategische und die selektive Entwurmung. Letztere ist mittlerweile zeitgemäßer.

Weiterlesen