Dennoch kann unter bestimmten Lebensumständen der Infektionsdruck erhöht sein, beispielsweise bei sehr jungen Tieren mit noch schwachem Immunsystem, in stressigen Phasen wie nach einem Besitzerwechsel, oder auch bei Jagdhunden, die frische Wildinnereien zu fressen bekommen. In der Regel wird ein Wurmbefall erst dann problematisch, wenn er sehr stark ausgeprägt ist oder wenn das infizierte Tier allgemein sehr geschwächt ist.
Bei unseren Haustieren mit ihrem stabilen Gesundheitszustand und ihrer ausreichenden Nährstoffversorgung ist eine Wurminfektion deshalb vergleichsweise selten und gut therapierbar. Der Tierbesitzer sollte also nicht in Panik geraten, wenn bei seinem Hund ein Wurmbefall nachgewiesen wurde – eine Behandlung ist jedoch erforderlich, um das Tier vor Folgeerkrankungen zu schützen.
Diagnose: Wurmbefall feststellen
Der Nachweis eines Wurmbefalls beim Hund erfolgt über eine Kotuntersuchung. Hierzu ist es notwendig, eine Sammelkotprobe von drei Tagen einzusenden. Dies kann vom Tierarzt, vom ganzheitlichen Therapeuten oder bei manchen Laboren auch vom Tierhalter selbst veranlasst werden. Bei speziellen Wurmarten wie beispielsweise dem Herz- oder dem Lungenwurm muss ein Antikörpernachweis im Blut angefordert werden – dies kann sinnvoll sein, wenn der Hund einen therapieresistenten Husten zeigt oder sich im Ausland aufgehalten hat.
Erst nach einem positiven Nachweis von Parasiten sollte selektiv entwurmt werden – nicht pauschal alle drei Monate, wie es bei vielen Tierhaltern immer noch gang und gäbe ist.
Schützt die Wurmkur vor einer Infektion?
Ganz klar: Nein. Die klassischen Wurmkuren besitzen keine repellierende Wirkung, können den Darm also nicht prophylaktisch vor einem Wurmbefall schützen. Nur ein aktuell bestehender Befall wird bekämpft. Bereits einen Tag nach der Wurmkur kann sich der Hund durch die Aufnahme von wurmeihaltigem Kot theoretisch erneut infizieren.
Gesundheitsrisiko Wurmkur
Die klassischen Antiparasitika enthalten Neurotoxine. Das sind Nervengifte, die dafür sorgen, dass die Parasiten im Darm gelähmt oder getötet und dann mit dem Kot ausgeschieden werden. Die insektiziden Wirkstoffe schädigen jedoch nicht nur die Würmer: Sie werden in die Blutbahn des Hundes übernommen, reichern sich im Fettgewebe an und belasten die Leber und die Nieren.
Viele Nervengifte sind imstande, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden, die das zentrale Nervensystem vom eigentlichen Blutkreislauf abgrenzt und es so vor schädigenden Einflüssen schützt. Die Folge davon können schwerwiegende neurologische Erkrankungen sein – gefährdet sind vor allem Hütehunde und ihre Abkömmlinge mit einem nachgewiesenen MDR1-Defekt.
Doch nicht nur das zentrale Nervensystem kann unter der Anwendung chemischer Wurmkuren leiden: Die Präparate wirken darüber hinaus schädigend auf die Schleimhäute des Magen-Darm-Trakts und können schlimmstenfalls die Leber und die Bauchspeicheldrüse angreifen. Vor allem eine intensive Giardien-Therapie kann gravierende Folgeerkrankungen nach sich ziehen.
Wurmkuren bei Welpen
Chemische Wurmkuren verhindern die gesunde Entwicklung der Darmflora und des Immunsystems. Besonders folgenschwer ist dies für Welpen, die laut Zuchtverordnung innerhalb weniger Lebenswochen mehrfach entwurmt werden müssen.