- Ödeme beim Pferd
- Erste-Hilfe-Tipps
- Das Lymphsystem des Pferdes
- Ursache
- Ursachen von Ödemen beim Pferd
- Weitere Ursachen von Ödemen beim Pferd
- Der Sonderfall Akutes Lymphödem beim Pferd
- Der Sonderfall Chronisch progressives Lymphödem beim Pferd
- Ödeme beim Pferd behandeln
- Die Fütterung zur Unterstützung des Lymphsystems beim Pferd
- Fazit
Ödeme beim Pferd
Ödeme beim Pferd sind lediglich Symptome einer Grunderkrankung. In vielen Fällen sind Bakterien für das Entstehen verantwortlich. Eine Therapie durch den Tierarzt beugt einem chronischen Verlauf vor.
Ödeme beim Pferd
Viele Pferde leiden gelegentlich unter angelaufenen Beinen. Gerade, wenn sich das Wetter ändert, sind Vierbeiner gern „wetterfühlig“. Aber nicht immer ist allein das Wetter daran schuld. In manchen Fällen sind Ödeme beim Pferd ein Symptom für eine bestehende Grunderkrankung. Dabei wird das Lymphsystem in seiner Funktionsweise eingeschränkt, der Abtransport von Flüssigkeiten funktioniert nicht mehr reibungslos – Ödeme entstehen.
Neben den Arterien und Venen ist das Lymphsystem ein weiteres großes Gefäßsystem und agiert als Müllabfuhr des Körpers. Rund 8.000 Lymphknoten sorgen für den Abtransport von Giftstoffen und machen Eindringlinge unschädlich. Funktioniert die Lymphe nicht, sind Ödeme ein erstes Anzeichen und sollten dem Tierarzt vorgestellt werden.
Erste-Hilfe-Tipps
- Bewegung: Neigt dein Pferd zu angelaufenen Beinen, solltest du immer für ausreichend Bewegung sorgen.
- Fütterung: Wichtig ist eine bedarfsgerechte Fütterung, die auf ausreichend Raufutter basiert. Entsprechende Nährstoffe sollten außerdem über das Mineralfutter bereitgestellt werden.
- Entwässern des Pferdes: Eine Entgiftung kann die Nieren entlasten. Sie sind wichtig für ein funktionierendes Lymphsystem. Weil eine Entgiftung auch dazu beiträgt, das Pferd zu entwässern, muss immer ausreichend frisches Wasser bereitstehen.
Das Lymphsystem des Pferdes
Arterien und Venen stellen einen funktionierenden Blutkreislauf im Pferdekörper sicher. Neben den Blutgefäßen bilden die Lymphgefäße zusammen mit den Lymphknoten, dem Knochenmark und der Milz ein weiteres, großes Gefäßsystem. Die Lymphgefäße sind dafür zuständig, das Gewebewasser aus dem Körper zu leiten. Zudem werden im Darm aufgenommene Fette über das Lymphgefäßsystem in den Blutkreislauf gebracht. Die Lymphknoten machen Tumorzellen unschädlich und dienen als Filter für schädliche Stoffe. Sie sind für die Bildung von Lymphozyten zuständig, die Krankheitserreger abwehren und vernichten. Lymphknoten sind daher von elementarer Bedeutung für den Pferdekörper.
Lymphgefäße besitzen eigene Muskelzellen, die sogenannte Lymphpumpe. Sie wird durch Puls und Atmung unterstützt. Dieser Prozess ist Teil des Lymphsystems und für den funktionierenden Abfluss des Gewebewassers entscheidend. Funktioniert die Lymphpumpe nicht einwandfrei, kommt es zu Flüssigkeitsansammlungen zwischen den Zellen.
Ursache
Ein Ödem entsteht aufgrund einer Flüssigkeitseinlagerung aus dem Gefäßsystem. Dabei besteht ein Ungleichgewicht zwischen Resorption und Filtration, wobei der Abfluss der Lymphe zugunsten der Filtration stattfindet – Flüssigkeit verbleibt im Gewebe, ein Ödem entsteht.
Achtung: Ein Ödem ist nicht immer ein Lymphödem. Ödeme werden nach ihrer Entstehungsart unterschieden. Die folgenden Erkrankungen können zur Entwicklung von Ödemen führen:
- Kardiologische Erkrankungen wie Herzinsuffizienz
- Nierenerkrankungen
- Lebererkrankungen
- Allergien
- Ödeme durch Medikamente
- Lymphödeme
Bei einem Lymphödem handelt es sich um eine Lymphabflussstörung, die zu einer in der Regel schmerzlosen Schwellung führt. Das Lymphödem ist auf ein schwaches Lymphsystem und schwache oder schlecht funktionierende Nieren zurückzuführen. Flüssigkeit kann nicht mehr vollständig abtransportiert werden. Meist treten die Ödeme an den Pferdebeinen auf. Ödeme sind lediglich Symptome für eine andere Grunderkrankung, die Ursachen sind verschiedenartig.
Ursachen von Ödemen beim Pferd
Als Ursache von Ödemen beim Pferd gilt mangelnde Bewegung, denn in der Natur des Pferdes liegt die Bewegung über große Distanzen. Die langsame, aber kontinuierliche Bewegung unterstützt den Abtransport der Lymphflüssigkeit durch die ständige Muskelkontraktion. Domestizierte Pferde stehen hingegen größtenteils fast 23 Stunden in der Box. Das Lymphsystem unserer Reitpferde wird im Vergleich zum Wildpferd nicht mehr belastet, wodurch sich Flüssigkeitsansammlungen – mehrheitlich in den Beinen des Pferdes – bilden können.
Neben mangelnder Bewegung kann auch eine Unter- oder Überversorgung die Ursache von Ödemen beim Pferd sein. Für ein funktionierendes Bindegewebe sind bestimmte Nährstoffe besonders wichtig. Dazu zählen unter anderem Vitamin C und Silicium. Das Bindegewebe trägt besonders zur Elastizität der Gefäßsysteme bei, auch dem des Lymphsystems. Ein Mangel beeinträchtigt auch die Funktionalität der Lymphe.
Weil Pferde naturgemäß wenige Lymphkollektoren besitzen, kann der Abtransport von Flüssigkeit bei manchen Tieren eingeschränkt sein. Bildet sich ein Lymphstau, entstehen ebenfalls Ödeme. Oftmals lässt sich dies auf eine genetische Disposition zurückführen.
Zeigt das Pferd Wassereinlagerungen am Unterbauch, deutet dies oftmals auf eine Niereninsuffizienz hin. Solche Ödeme beim Pferd am Bauch sind Symptome eines gestörten Wasserhaushaltes und können auch als Aufwölbungen hinter der Sattellage oder an den Flanken auftreten. Weitere Symptome sind angelaufene Beine und eine auffällige Abgeschlagenheit. Ein solcher Fall bedarf dringend der Abklärung durch den Tierarzt. Um ein solches Unterbauchödem beim Pferd zu behandeln, muss eine umfangreiche Anamnese vorausgehen.
Weitere Ursachen von Ödemen beim Pferd
Treten Wassereinlagerung beim Pferd an Schulter, Hals oder in der Flankenregion auf, kann dies ein Symptom von Pseudo-EMS sein. Zu den betroffenen Tieren zählen schwerere Rassen oder Barockpferde. Pseudo-EMS ist das Resultat von fütterungsbedingten Stoffwechselstörungen. Verantwortlich sind insbesondere säurehaltige Futtermittel oder schnell verfügbare Kohlenhydrate, die den Stoffwechsel und die Nieren belasten. Eine Futterumstellung und ausreichend Bewegung können hier schnell Abhilfe schaffen.
Das Unterbauchödem bei Stuten tritt häufig in der letzten Phase der Trächtigkeit auf. Es kann vom Euter bis zur Brust reichen und ist in der Regel kein Anlass zur Besorgnis. Solche Unterbauchödeme entwickeln sich meist bei älteren Stuten. Stellen sich weitere Beschwerden bei der Stute ein oder das Ödem ist ungewöhnlich groß, sollte dennoch der Tierarzt konsultiert werden.
Bei Hengsten oder Wallachen kann es zu sogenannten Präputialödemen kommen, die meist einen Schlauchvorfall zur Folge haben. Ursache ist in der Regel ein Trauma. Aber auch Smegma kann zu Entzündungen oder Irritationen der Schleimhaut und in der Folge zu einem Ödem der Schlauchtasche des Pferdes führen. Das Ödem der Schlauchtasche des Pferdes wandert aufgrund der Schwerkraft Richtung Bauch. Schlauch und Schlauchtasche schwellen massiv an. Auch hier sollte der Tierarzt zurate gezogen werden.
Der Sonderfall Akutes Lymphödem beim Pferd
Beim akuten Lymphödem entzündet sich das Unterhautbindegewebe in den Beinen des Pferdes. Auslöser sind Bakterien, die durch Verletzungen in den Körper eindringen. Landläufig wird das akute Lymphödem auch als Einschuss oder Phlegmone bezeichnet. Bei nicht ordnungsgemäßer Therapie vermehren sich die Erreger und können über das Lymphsystem den Blutkreislauf erreichen und eine Sepsis verursachen. Anders als beim normalen Ödem ist das akute Lymphödem für das Pferd schmerzhaft und warm. Im fortgeschrittenen Stadium kann Fieber dazukommen. In der Regel ist eine Behandlung durch den Tierarzt unumgänglich, denn er verabreicht in diesen Fällen Antibiotika und Entzündungshemmer. Wird das akute Lymphödem des Pferdes nicht behandelt, kann es chronisch werden.
Ursache des chronischen Lymphödems sind akute Lymphödeme, die aufgrund unsachgemäßer oder nicht vollständiger Behandlung häufig wiederkehren. Weitere Folgen sind der Verlust der Hautelastizität und Haarausfall, im Bereich des Lymphödems. Die Wunden heilen schlecht, die Umfangsvermehrung kann teilweise signifikant sein. Ein chronisches Lymphödem tritt meist an den hinteren Gliedmaßen auf.
Die sogenannte Elephantiasis ist eine Folge des chronischen Lymphödems, das durch Fibrosen ausgelöst wird. Dabei kommt es zu einer Vermehrung des Bindegewebes und dem Verlust von gesundem Gewebe. Das Gewebe verliert seine Elastizität. Zusätzlich zu einer medikamentösen Therapie ist eine manuelle Therapie zwingend erforderlich.
Der Sonderfall Chronisch progressives Lymphödem beim Pferd
Ein Chronisch progressives Lymphödem beim Pferd ist vermutlich auf eine Erkrankung des Lymphsystems zurückzuführen. Davon betroffen sind insbesondere schwere Rassen, die einen dichten Kötenbehang besitzen. Veränderungen der Haut werden daher meist nur selten oder zu spät erkannt. Aufgrund eines Elastinmangels im Gewebe arbeitet das Lymphsystem des Pferdes nicht korrekt. Falten und Schwellungen bilden sich, zumeist an den Beinen. Im fortgeschrittenen Stadium entwickeln sich Hauttaschen, die Pilzen und Bakterien einen Nährboden bieten. Sie verursachen Entzündungen und Infektionen. Die Pferde leiden unter starkem Juckreiz, beißen sich an den betroffenen Arealen.
Ödeme beim Pferd behandeln
Die Behandlung von Ödemen beim Pferd sollte frühzeitig erfolgen. Wichtig ist, hauptsächlich für ausreichend Bewegung zu sorgen. Führmaschine und Weidegang sind gerade für Sportpferde gute Möglichkeiten, mehrmals täglich aus der Box zu kommen. Grundsätzlich sollten die Pferde aber in allen drei Gangarten bewegt werden, um den vollständigen Abfluss der Gewebeflüssigkeit sicherzustellen. Bei einer Phlegmone führt der Tierarzt vornehmlich Therapien mit Antibiotika durch, um den Bakterien entgegenzuwirken. Bei schweren Phlegmonen eignet sich die manuelle Lymphdrainage als zusätzliche Behandlung neben der medikamentösen Therapie. Sie sollte ausschließlich vom Tierarzt oder Physiotherapeuten durchgeführt werden. So kann die angestaute Gewebeflüssigkeit besser abtransportiert werden. Um die erneute Entstehung eines Ödems am Pferdebein zu verhindern, erfolgt eine Kompressionstherapie in Form von Bandagen oder speziellen Kompressionsgamaschen.
Das Pferd sollte in allen drei Gangarten bewegt werden, um den vollständigen Abfluss der Gewebeflüssigkeit sicherzustellen.
Die Fütterung zur Unterstützung des Lymphsystems beim Pferd
Über die Fütterung lässt sich das Lymphsystem des Pferdes gut unterstützen. Positiver Nebeneffekt: Du beugst damit gleichzeitig der Entstehung von Ödemen vor. Denn die Aufnahme von zu viel Säure über die Nahrung belastet die Nieren – und begünstigt damit Ödeme. Auch zu viel Protein schlägt sich auf die Funktionsweise der Nieren nieder. Grundlage der Fütterung sollte deshalb ausreichend Heu sein (keine Heulage oder Silage) und eine ausgewogene Kraftfutterration. Eine Möglichkeit zur Entgiftung des Organismus kann es sein, das Pferd zu entwässern. Verschiedene Kräuter gegen Ödeme beim Pferd regen die Nierenfunktion an und aktivieren die Selbstreinigung des Organismus; der Stoffwechsel wird entlastet, die Lymphe kann wieder ordnungsgemäß arbeiten.
Gleichzeitig ist die Fütterung auch Vorbeugung, denn das kontinuierliche Kauen und die Einspeichelung des Raufutters fördert die Magen-Darm-Tätigkeit. Weil sich ein Großteil der Lymphknoten im Verdauungssystem befindet, wird das Lymphsystem durch die Motorik des Darms unterstützt. Funktioniert die Lymphe im Körper, wird so gleichzeitig Wasseransammlungen in den Beinen vorgebeugt.
Fazit
Die Ursachen von Ödemen beim Pferd sind vielfältig. Grundsätzlich gilt: Ödeme sind nie eine Erkrankung, sondern lediglich das Symptom einer Erkrankung. Auch deshalb ist eine frühzeitige Erkennung und Behandlung entscheidend für den weiteren Verlauf. Ausreichend Bewegung und eine bedarfsgerechte Fütterung sind die Grundpfeiler der Prävention. Dann zeigen Behandlungsmaßnahmen wie Lymphdrainage und Kompressionstherapie schnellen und nachhaltigen Erfolg.
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